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Das grosse Schlammloch

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Welches Wegbild beschreibt deine letzten Wochen oder Monate am treffendsten und warum? Dass du noch immer in meinen Blog reinklickst, freut mich. Für dich als mein treuer Leser möchte ich heute einen etwas anderen Einblick resp. Rückblick auf mein Guineajahr geben. Dass nicht immer alles nur schön und leicht war, konnte man zwar meinem Blog entnehmen. Dass ich aber von Januar bis Ende April vier sehr schwierige Monate erlebte, dies teilte ich nur meinen Allernächsten mit. In einem Seminar diesen Sommer wurden wir Teilnehmer aufgefordert, die obenstehende Frage "Welches Wegbild beschreibt deine letzten Wochen oder Monate am treffendsten und warum?" zu beantworten. Meine Antwort lautete: Nummer 12; mit folgender Begründung: Wie dieses Auto steckte auch ich in einem tiefen Graben – im Schlamm – und ich war nicht sicher, ob ich aus diesem Graben noch rauskomme oder ob ich stecken bleibe. Steckenzubleiben würde bedeuten, aussteigen zu müssen und das Auto stehen zu lasse

Ich bin Schweizerin!

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Nun sind zweieinhalb Wochen vergangen seit meiner Landung auf dem «Planteten Schweiz» und die einen oder anderen unter euch durfte ich schon treffen, wo ich auch schon einzelne Anekdoten aus meiner «Wiedereingliederung» in unserer organisierten Schweiz platzieren konnte. Dieser Artikel ist für euch alle, denen ich dies noch nicht erzählen konnte. Nach meiner Landung in Zürich rollten wir heimwärts. Wir rollten . Wir holperten nicht. Wie schön! Wie monoton! Wie schnell! Mir wurde übel… Vielleicht schaute ich einfach auch zu viel links und rechts aus dem Fenster, so überwältigt war ich von der Intensität der Farben der Landschaft. Das saftige Grün und der stahlblaue Himmel schienen mir fast zu perfekt. Es dauerte ein paar Tage, bis meine Augen diese Farbintensität geniessen und schön finden konnten und ich nicht dem sanften Gelb und Braun der verdorrten Steppenlandschaft und den vielen Palmen nachtrauerte. Was mir auch auffiel, als ich aus dem Fenster blickte: Überall Kräne und Ba

Planetwechsel

In zwei Wochen, am 15. Juni, werde ich meinen Fuss wieder auf Schweizer Boden setzen. In zwei Wochen werde ich in eine andere Welt zurückkehren .  Für Haushaltseinkäufe werde ich in mein kleines, wendiges Autöli auf ein markiertes Migros-Parkfeld steuern (ob ich das noch kann?!) und nicht den 4x4-Offroader freestyle an den Strassenrand stellen. Dann werde ich in der Migros keiner Verkäuferin Rechenschaft ablegen müssen, warum ich dies und jenes nicht kaufen will und warum ich für jenes Produkt lieber in die Coop gehe. Ich werde vor all den Joghurts stehen und völlig überfordert sein. Ich werde mit einem schlechten Gewissen fixfertige Fajita-Fladen und Pizzateige kaufen. Und ich werde enorm teures, aber wunderschön zubereitetes Fleisch kaufen und diesen Luxus kaum fassen können. Ich werde eine Mango für rund drei Franken kaufen und den Guinea-Zeiten nachtrauern, wo ich drei Mangos für fünf Rappen erstehen konnte, weil Mangobäume mit gutem Recht als Unkraut des Landes bezeichnet wer

Segenswunsch

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Möge Gott dich segnen mit Unbehagen über billige Antworten, Halbwahrheiten und oberflächliche Beziehungen, so dass du in der Tiefe deines Herzen lebst. Möge Gott dich segnen mit Zorn über Ungerechtigkeit, Unterdrückung und die Ausnützung von Menschen, so dass du dich einsetzt für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden. Möge Gott dich segnen mit Tränen, vergossen für die, welche an Schmerzen, Zurückweisung, Hunger und Krieg leiden, so dass du deine Hände ausstreckst, um sie zu trösten und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln. Und möge Gott dich segnen mit genug Torheit, damit du glaubst, dass du in der Welt einen Unterschied machen und das tun kannst, von dem die anderen sagen, es sei unmöglich. (Verfasser unbekannt) Warum dieses Gedicht? Weil ich so viel und trotzdem nichts zu schreiben weiss. Es gäbe noch so viel zu berichten aus dem fernen Afrika und ich weiss nicht, auf was ich den Fokus richten will. Der Segensspruch ist meine Antwort auf mein Unvermögen!

Klares Wasser ist nicht klar

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Es ist ja nicht so, dass mir der Schreibstoff im Alltag ausgegangen wäre. Und trotzdem wusste ich bereits vor drei Wochen, als meine Ferien begannen, dass damit auch die Möglichkeiten für einen Blogeintrag in die Höhe schiessen werden. Und so gebe ich mich einmal mehr dem Versuch hin, euch in einigermassen nachvollziehbarer, verständlicher und logischer Weise die Absurditäten, Belanglosigkeiten, High- und Lowlights dieser Ferien näherzubringen. Nun, die Ferien läutete ich mit einem Tagesausflug mit unserer WG ein: Wir besichtigten eine Fledermaushöhle. Eine immense, abgelegene Höhle, die nur von Fledermäusen bevölkert wird. Tausenden von Fledermäusen!!! Am darauffolgenden Tag, es war Samstag, kesselte ich mit Familie Müller durch die Pampas Guineas, um in die Regions“hauptstadt“ zu gelangen. Dort bezogen wir das Haus einer Schweizerin, die gerade in Heimaturlaub ist. Wir besuchten den grossen Markt und die Umgebung und ich hatte viel Zeit, die Seele baumeln zu las

Arme Reiche und reiche Arme

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Leben die Menschen hier in Armut? Hungern sie? Leiden sie unter Krankheiten, die medizinisch gesehen leicht behandelbar wären? Kriegen alle Kinder und Jugendlichen eine solide Grundbildung? Diese Fragen stellte ich mir vor meinem Einsatz und sie werden mir hie und da von euch gestellt. Hier einige konkrete Erlebnisse und Beobachtungen, die einen ersten Einblick ins Thema verschaffen: Immer wieder gibt es Kinder, die kein Znüni in den Kindergarten mitnehmen, weil das Geld für diesen Zwischenimbiss nicht reicht. Oder aber das Znüni ersetzt quasi eine Hauptmahlzeit –   direkt vor und nach dem Kindergarten kriegt das Kind nichts zu essen. Eine Frau mit einer (harmlos) blutenden Wunde bittet mich auf der Strasse um Salbe und ein Pflaster. Milchpulver können sich viele Einheimische nicht leisten. Selten gehen alle Kinder einer Familie zur Schule. Während bei den einen Kindern in Schulbildung investiert wird, reicht das Geld für die Geschwister nicht oder sie müssen zuhause arbeite